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08. September 2018

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Mit Talent, Willen und Disziplin in den Seniorenbereich

Tim Weber (Sportfreunde Siegen): Hallo Frank, hallo Steffen. Was sind denn in dieser Saison die Ziele in den Jugendmannschaften?

Steffen Hardt (Sportlicher Leiter Jugend): In der U19 und der U17 ist der Klassenerhalt in der Westfalenliga das Ziel. Bei der U17 habe ich die Hoffnung, dass wir sogar oben irgendwie mitspielen können, da wir dort in dieser Saison einen guten Jahrgang haben. Mit der U15 sind wir noch in der Landesliga, wollen aber auch mit dieser Mannschaft, spätestens in der nächsten Saison, in die Westfalenliga aufsteigen, damit wir mit uns mit drei Mannschaften in derselben Liga befinden. Das ist auf jeden Fall unser Primärziel. Vielleicht auch irgendwann noch mit der U14, die wollen wir allerdings hauptsächlich für die U15 aufbauen. Die U13 spielt bereits in der höchsten Klasse, deshalb soll sie auch, wie bereits in der letzten Spielzeit, wenn möglich an der Westfalenmeisterschaft teilnehmen.

Frank Dalwigk (Jugendkoordinator): Von den tabellarischen Zielen ist das natürlich richtig. Generell ist es aber unsere Philosophie, die Mannschaften von unten nach oben aufzubauen. Dafür müssen anstehende Inhalte altersgerecht und richtig trainiert werden, denn nur so kann man letztendlich an Qualität hinzugewinnen.

Weber: Ein Ziel in der Jugend ist es ja, die Spielidee der 1. Mannschaft auch den Jugendmannschaften beizubringen. Wann und wie beginnt dieser Prozess und wie geht man ihn in den einzelnen Altersklassen an?

Hardt: Zunächst einmal ist es wichtig, dass wir uns regelmäßig gemeinsam mit den Jugendtrainern und mit Dominik Dapprich absprechen, um zu planen, wie man diese Spielidee auf die nächsthöhere Mannschaft überträgt. Bei den Teams unter der U13 geht es hauptsächlich darum, die Basistechniken zu vermitteln. Ab der U14 fängt man dann schon eher mit Spielsystemen an, bis man dann bei 11 gegen 11 auch mit Viererketten spielt. Ab der U17 sollte dann schon die Spielidee der 1. Mannschaft umgesetzt werden.

"Wenn man immer nur Ergebnisfußball spielt, dann leidet unserer Meinung nach die Ausbildung der Spieler darunter"

Dalwigk: Hier muss man dann immer noch unterscheiden zwischen Spielidee und taktischen Formationen. Das ist Sache der einzelnen Trainer, die dort flexibel sein müssen. Einerseits aufgrund des eigenen vorhandenen Spielermaterials, andererseits um auch taktisch auf Gegner reagieren zu können. Gerade heutzutage muss man innerhalb eines Spielsystems flexibel spielen. Die Spielidee ist bei uns hingegen eindeutig: wir wollen aktiv und mutig spielen und den Ball haben, anstatt tief zu stehen und nur auf Konter zu lauern. Wenn man immer nur Ergebnisfußball spielt, dann leidet unserer Meinung nach die Ausbildung der Spieler darunter.

Hardt: Für uns ist das Jugendtraining an sich auch Ausbildung und kein Ergebnisfußball. Nach oben hin werden Tabellen natürlich auch wichtiger. Unter der U13 schaue ich mir jedoch nicht einmal Tabellen an, bis zur E-Jugend gibt es sowieso keine.

Dalwigk: Deshalb haben wir auch die 50%-Regel von der U8 bis zur U12 eingeführt. Diese besagt, dass alle Spieler, die bei einem Spiel im Kader stehen, dann auch eingesetzt werden und so mindestens 50% Spielanteile kriegen sollen. Wenn man allerdings nur nach Ergebnissen gehen würde, dann würden immer nur die Besten eingesetzt werden. Das ist auch für die Eltern nicht schön, die mit ihren Kindern teilweise bis nach Plettenberg fahren, nur um sie dann maximal zehn Minuten auf dem Platz zu sehen. So kommt schnell und zu Recht Unruhe auf. Daher halten wir die neue Regel, die es auch schon in anderen Nachwuchsleistungszentren gibt, für wichtig. Alleine schon damit das Gefälle in einer Mannschaft nicht zu groß wird. Natürlich wollen wir jedes Spiel gewinnen, aber Kinder lernen am besten durch Einsätze. Nach oben hin, wenn dann die Leistung noch wichtiger wird, gibt es diese Regel natürlich nicht mehr. Wir achten aber auch über der U12 darauf, dass alle Spieler regelmäßig eingesetzt werden. Dafür haben wir auch die Kader begrenzt. Niemand braucht in einer U14 24 Spieler, da kommen zwangsläufig nicht alle zum Einsatz. Ab der U17 werden die Kader allerdings größer, da beispielsweise durch das Abitur und andere Dinge die Ausfallszeiten auch größer werden. Zudem steigt auch das Verletzungsrisiko. Wir sind aber davon überzeugt, dass sich diese Regel irgendwann im Sinne der Spielerentwicklung auszahlen wird.

Weber: Was ist außer einer gemeinsamen Spielidee und regelmäßigen Einsatzzeiten wichtig, um den Sprung in die 1. Mannschaft zu schaffen beziehungsweise um überhaupt bei SFS zu spielen? Gibt es vielleicht auch Leitlinien außerhalb des Platzes?

"Der Fokus muss dann ganz klar auf dem Fußball liegen"

Hardt: Natürlich muss man da zunächst einmal die technischen und taktischen Fähigkeiten mitbringen, um beispielsweise in der Westfalenliga spielen zu können. Auch muss man die Mentalität mitbringen, sich als junger Spieler durchbeißen zu wollen und in die 1. Mannschaft zu kommen. Dann muss man damit umgehen können, in der 1. Mannschaft, wenn man denn den Sprung dorthin geschafft hat, womöglich erst einmal auf der Bank sitzen zu müssen. Man braucht einfach den absoluten Willen, da die Seniorenmannschaft in der Region noch immer ein Aushängeschild ist. Aber auch das Benehmen, sowohl auf als auch neben dem Platz, gehört natürlich dazu. Wir haben im Verein auch einen Spielerkodex, wie man sich zu benehmen hat. Wenn man samstags ein Spiel hat, sollte man am Freitagabend vielleicht dann nicht mehr weggehen. Der Fokus muss dann ganz klar auf dem Fußball liegen.

"Letztlich sind wir aber der Überzeugung, dass dieser Weg nachhaltig ist und auch SFS mittelfristig wieder in die Regionalliga bringen wird"

Dalwigk: Wir haben zum Beispiel U17-Spieler, die schon in der 1. Mannschaft mittrainiert haben. Das sind selbstverständlich Ausnahmen. Aus der U19 haben jetzt einige Spieler die Spielberechtigung für die 1. Mannschaft bekommen und die ganze Vorbereitung über mittrainiert. Diese Spieler zeigen eben den ganz großen Willen. Je nach Situation werden diese Spieler auch in der Saison mit trainieren oder vielleicht sogar zum Einsatz kommen. Daher ist es wichtig, dass sie schon eine gewisse Bindung zum Seniorenbereich haben. Das ist auch für die nächste Saison von Bedeutung. Die 1. Mannschaft schaut erst nach, welche Spieler den Sprung aus der A-Jugend schaffen können, bevor man auf dem Transfermarkt auf Suche geht. Auch deshalb beraten wir uns sehr oft mit Dominik über die Spielidee. Zudem hat er selbst auch eine sehr gute Bindung zu unseren Jugendspielern, auch unter der U17. Außerdem arbeiten wir mit Johannes Sander im Athletik- und Fitnessbereich zusammen, damit man sich auch körperlich an den Herrenbereich anpassen kann. Für diesen ganzen Prozess ist eben auch die sportliche Leitung der 1. Mannschaft verantwortlich, die diesen Weg momentan ebenfalls mitgeht, egal ob Dominik Dapprich mit Trainerteam oder auch Andreas Krämer. Das alles vereinfacht natürlich etwas den Übergang von der A-Jugend zur Seniorenmannschaft, aber es bleibt für die Spieler ein schwieriger Schritt von der Westfalenliga in die Oberliga der Herren. Letztlich sind wir aber der Überzeugung, dass dieser Weg mit vielen jungen Talenten aus der eigenen Region nachhaltig ist und auch SFS mittelfristig wieder in die Regionalliga bringen wird.

Weber: Wie zieht man denn die jungen Spieler zu SFS heran? Motiviert es vielleicht, wenn man sieht, dass selbst die 1. Mannschaft noch sehr jung ist?

Hardt:
Natürlich ist es für junge Spieler motivierend, wenn sie wissen, ein Benedikt Brusch oder ein Tobias Filipzik kommen auch von hier oder wurden sogar bei SFS ausgebildet. Gerade durch die sozialen Medien spricht es sich auch schnell herum, dass verschiedene A-Jugendspieler an der gesamten Vorbereitung der 1. Mannschaft teilgenommen haben. Es ist aber noch etwas schwierig, Talente aus dem weiteren Umkreis wie Hessen oder Rheinland-Pfalz zu bekommen, gerade so ab der U17. Momentan kommen doch die meisten noch aus dem Kreis Siegen. Zudem sind die Scouts von den großen Vereinen heute praktisch überall unterwegs, bei uns oftmals aus dem Ruhrgebiet. Dann ist natürlich ein Talent manchmal schon aus der U13 schnell weg. Da haben wir aber eigentlich auch kein Problem mit, denn oft ist es so, dass sie nach einer Ausbildung bei Schalke, Dortmund oder Köln wieder hier bei uns landen.

Weber: Hilft dabei auch die Kooperation mit dem VfL Bochum?

"Es ist nicht unser Ding, talentierten Spielern den Weg zu verbauen"

Dalwigk: Auf jeden Fall. Wir beide haben uns das zusammen mit Jugendleiter Kalli Hermann, mit dem wir überhaupt immer alles vorher besprechen, gut überlegt und lange Gespräche mit dem VfL geführt. Im Endeffekt ist das eine klare Win-Win-Situation. Bochum scoutet eben auch genauso wie die eben genannten Vereine. Der Vorteil für uns ist jetzt aber, dass wir gemeinsam scouten. Wenn es also einen Spieler gibt, den Bochum im Blickfeld hat, dann schicken die ihn erstmal zu uns, weil es für den Spieler womöglich regional gut passt und weil bei uns gute Arbeit geleistet wird. So haben wir auch etwas davon. Weg ist ein wirklich talentierter Spieler früher oder später sowieso. Wir hatten beispielsweise schon zwei Spieler hier, für die wir mit Bochum vereinbart haben, dass sie nur dorthin wechseln, wenn sie nicht nur Ersatz für jemanden dort sind. Sie sind dann beide hier geblieben und wir werden natürlich auch versuchen, sie an den Verein zu binden. Wenn sie es doch nach ganz oben schaffen, dann ist es so. Es ist nicht unser Ding, talentierten Spielern den Weg zu verbauen. Die Kooperation besteht noch nicht lange, aber bis jetzt verläuft sie sehr vielversprechend.

 - V.l.n.r.: Steffen Hardt - Sportlicher Leiter Jugend und Frank Dalwigk - Jugendkoordinator (Foto: Verein)

V.l.n.r.: Steffen Hardt - Sportlicher Leiter Jugend und Frank Dalwigk - Jugendkoordinator (Foto: Verein)

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